1. Einführung
Fast alles, was wir heute über die Anfänge der Arbeiterbewegung, die Gründung der SPD und der ihr nahestehenden Organisationen in unserer Region bis zur Weimarer Republik wissen, verdanken wir der Umsicht und dem Fleiß von Adolf Leopoldt, der 1926 begann, die bürgerliche Presse und die spätere eigene Parteizeitung nach Geschichtszeugnissen zu durchsuchen. Die Fülle des zu sichtenden Materials und seine damals schon stark angegriffene Gesundheit ließen sein Buch „Die Rote Chronik der Kreise Zeitz, Weißenfels, Naumburg“ erst 1931, aber noch glücklicherweise vor der Machtergreifung der Nazis, erscheinen.
Das Buch wurde in der „Genossenschafts-Buchdruckerei Zeitz e.G.m.b.H“ in der Donaliestraße 12/13 hergestellt. Diese Druckerei wurde am 8. Januar 1911 durch Sozialdemokraten des SPD Unterbezirkes Zeitz-Weißenfels-Naumburg gegründet, um eine eigene Parteizeitung im Kreis selbst herstellen zu können. Erster Geschäftsführer war besagter Adolf Leopoldt.
2. Die Anfänge in Naumburg
Am 23. Mai 1863 gründete Ferdinand Lassalle den „Allgemeinen deutschen Arbeiterverein (ADAV) in Leipzig. Bald kam es überall in Deutschland zur Bildung von „Gemeinden“, die wir heute als Ortsvereine bezeichnen. Die erste Gründung in unserer Region fand 1864 in Naumburg statt. Zeugnis davon gibt Lassalle selbst, der am 21. Juli 1864 aus der Schweiz in einem Brief an den Vereinssekretär Willms fragt: „Ist die Gemeinde in Naumburg gebildet? Wie stark?“
Eine Notiz in der „Zeitzer Zeitung“ belegt, daß diese Gemeinde noch 1865 existierte: „In Naumburg hat der Bürstenmacher Krall, ein geborener Rheinländer, als Bevollmächtigter des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins am 22. Juli 1865 eine öffentliche Versammlung einberufen, zu der er in den Naumburger Zeitungen die Gemeinde des Vereins und die Arbeiter Naumburgs und Umgebung ersucht, so zahlreich wie möglich zu erscheinen, indem es jetzt darauf ankommt „das Recht des ganzen Staatsbürgertums zu wahren“. Krall hat die Versammlung auch eröffnet; als er dann aber mitteilte, daß der Zweck der Versammlung eine das polizeiliche Verbot des Köllner Abgeordnetenfestes betreffende Resolution sei, löste der Polizeikommissar Bönisch die Versammlung auf“.
Für den 22. August 1865 wird berichtet: „Die durch Plakate für den 13. d.M. angekündigte öffentliche Versammlung der Lassallianer ist nicht abgehalten worden, weil sich nur etwa ein Dutzend Personen dazu eingefunden hatten. Der Bevollmächtigte, Bürstenmacher Krall, erklärte, daß er nach Zeitz übersiedeln werde, wo auch der frühere Bevollmächtigte, der Tischlergeselle Schlag, sein Domizil aufgeschlagen habe“. Schlag und Krall sind also die ersten Vorsitzenden unserer Partei in unserem Unterbezirk. Am 1. Dezember 1865 sind in Naumburg 30 Mitglieder belegt. 1867 traten dem Verein die Genossen Louis Knauer, der noch im selben Jahr den Vorsitz übernahm, Adolf Kannegießer und die Tischler Koski und Kricke bei. Koski baute besonders die Verbindung zu anderen Genossen im Wahlkreis aus und tat sich auch als guter Redner hervor.
3. Die ersten Jahre im Unterbezirk Zeitz-Weißenfels-Naumburg
Bei den Reichstagswahlen 1867 erhielt der Präsident des ADAV, Dr. v. Schweitzer, der für den Wahlkreis Zeitz-Weißenfels-Naumburg kandidierte, in der Stadt Naumburg bereits 54 Stimmen, in Weißenfels und Zeitz aber noch keine einzige. Naumburg war also der erste schwache Stützpunkt unserer Partei im Kreise! In den ersten Reichstag wurden damals nur zwei Sozialdemokraten gewählt, darunter August Bebel. Den zweiten Parteiverein in unserem Kreis gründete 1867 in Teuchern der Zeitzer Zigarrenmacher Klinkhardt. Erst sehr spät, am 22. März 1868 gelang es Klinkhardt und den beiden Naumburger Gründerväter Schlag und Krall in Zeitz einen eigenen Parteiverein zu gründen.Die Anfangszeit war besonders durch Richtungskämpfe innerhalb der Partei gekennzeichnet, die durch die Abspaltung der „Eisenacher“ 1869 sichtbar wurde, aber auch durch scharfe Repressalien seitens der Polizei und der Gerichte. Beim Vereinigungsparteitag in Gotha wurden die 27 Naumburger Mitglieder durch den Bremer Derassi vertreten. Für die rührige Tätigkeit der Sozialdemokraten unseres Unterbezirkes vor dem Sozialistengesetz sprechen die ständigen Stimmenzuwächse bei Wahlen. Zeitz und Naumburg hatten dabei die Spitzenposition im Regierungsbezirk Merseburg inne.
4. Die Zeit unter dem Sozialistengesetz
Am 11. Mai 1878 wurden in Berlin Unter den Linden in der Nähe von Kaiser Wilhelm Schüsse abgefeuert. Festgenommen wurde der „Sozialdemokrat“ Hödel, der in Zeitz für die Partei Abonnenten geworben und Zeitungen ausgetragen hatte, zwei Tage vor dem Attentat aber wegen krimineller Handlungen aus der Partei ausgeschlossen worden war. Hödel bestritt das Attentat stets und behauptete, einen Selbstmordversuch unternommen zu haben, für den er eine spektakuläre Kulisse wollte.Die Konservativen versuchten dieses „Attentat“ als Vorwand für ein Verbot der Sozialdemokratie zu nutzen, doch gelang das diesmal noch nicht. Erst das wirkliche Attentat des Dr. Nobiling vom 2. Juni 1878, dem ebenfalls sozialdemokratische Kontakte unterstellt aber nie bewiesen wurden, brachte einen Stimmungsumschwung. Eine beispiellose Hetzkampagne gegen die Sozialdemokratie begann, die schließlich in dem unsäglichen „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ (Sozialistengesetz) vom 21. Oktober 1878 mündeten und die politische Tätigkeit unserer Mitglieder nur noch im Untergrund ermöglichte. Alle sozialdemokratischen Vereine wurden aufgelöst und deren die Presse verboten.Durch Gründung von Gesangs-, Spar-, Radfahr- und Arbeiterbildungsvereinen versuchte man das Sozialistengesetz zu umgehen und Zusammenkünfte der Genossen zu ermöglichen. Dies gelang nicht immer, wurden doch alle Versammlungen polizeilich überwacht. Noch heute aber belegen die vielfach auch in Naumburg erhaltenen Polizeiberichte eine rege sozialdemokratische Tätigkeit und den Einfallsreichtum ihrer Anhänger. Es ist von echter Ironie, daß dieses Gesetz genau das Gegenteil von dem erreichte, was es eigentlich bewirken sollte: Die Mitgliederzahlen und Wahlergebnisse der Sozialdemokraten wuchsen in dieser Zeit ständig an. So erhielt unser Wahlkreiskandidat Hoffmann bei den letzten Reichstagswahlen unter dem Sozialistengesetz im Februar 1890 im ersten Wahlgang 10.563 Stimmen, der zweitplatzierte Konservative Günther nur 116 Stimmen mehr.
5. Der Neubeginn nach dem Sozialistengesetz
Am 1. Oktober 1890 mußte dieses Gesetz nach drei vorangegangenen Verlängerungen wieder aufgehoben werden. Sichtbarer Ausdruck der neuen Zeit in unserem Unterbezirk war die Übersiedlung des „Volksboten“ von Halle nach Zeitz, mit ihm auch die Genossen Hoffmann und Leopold, die noch wichtige Funktionen im Unterbezirk innehaben sollten. 1891 wurden im Unterbezirk 125 öffentliche Versammlungen der Sozialdemokraten, darunter in Naumburg 9, sowie 153 der Arbeiterbildungsvereine durchgeführt. Wesentlichen Mitgliederzuwachs brachte das allerdings nicht, mußten doch alle neuen Mitglieder binnen drei Tagen der Polizei gemeldet werden. Viele Arbeiter fürchteten ihre Entlassung.1898 gelang es erstmals den Wahlkreis für die Sozialdemokraten zu gewinnen. Unser Kandidat Thiele errang 13.376 Stimmen für sich, der zweitplazierte Konservative Dippe nur 11.494. Die Stichwahl gewann Thiele ebenfalls und konnte so unseren Wahlkreis erstmals im Reichstag vertreten. Bei den Reichstagswahlen 1903 war das Ergebnis noch glänzender. Der Sozialdemokrat Thiele erreichte auf Anhieb 18.235 Stimmen, Dippe nur noch 9.612, eine Stichwahl war so nicht notwendig.1907 stellten die Konservativen Parteien im Wahlkreis den gemeinsamen Kandidaten Sommer auf, der durch diesen Schachzug gegen unseren Kandidaten Thiele gewann. 1912 gelang es Thiele wieder den Reichstagswahlkreis Zeitz-Weißenfels-Naumburg mit 21.900 Stimmen zurückzugewinnen. Sommer erhielt diesmal nur 11.559 Stimmen, eine Stichwahl war nicht erforderlich. 1916 wären die nächsten Reichstagswahlen gewesen, wurden aber auf Grund des 1. Weltkrieges abgesagt und die Mandate der Abgeordneten bis zum Kriegsende verlängert.
6. Die Parteispaltung im 1. Weltkrieg
1917 hatte sich die Partei in SPD und USPD gespalten. Für die Wahlen am 19. Januar 1919 mußten deshalb zwei Kandidaten aufgestellt werden. Eine weitere Änderung war die Zusammenlegung mehrerer Wahlkreise zu dem größeren Wahlkreis „Regierungsbezirk Merseburg“. Die USPD erhielt 294.347, die SPD 109.058 und alle Gegner zusammen nur 263.911 Stimmen. Für die USPD zogen 5 Abgeordnete in den Reichstag ein, darunter Koenen aus Halle und Düwell aus Zeitz. Für die SPD der Genosse Thiele.Die Mehrheit unserer Mitglieder im Unterbezirk waren Anhänger der USPD geworden, hatte sie doch die Rolle der Sozialdemokraten im Reichstag in den Kriegsjahren zu sehr enttäuscht. Die heftigste Kritik fand die Zustimmung der SPD-Abgeordneten zu den Kriegskrediten.Bei den Wahlen am 6. Juli 1920 wurde diese Haltung noch deutlicher. Die USPD erreichte 310.929 Stimmen und stellte damit 5 Abgeordnete, die SPD nur 61.053 Stimmen und bekam wieder nur einen Sitz im Reichstag. Der Kapp-Putsch im März 1920 vereinte aber alle Sozialdemokraten im Kampf gegen die Reaktion. Das Naumburger Militär übernahm in dieser Zeit eine unrühmliche Rolle als verlängerter Arm der Reaktion. In sozialdemokratischen Kreisen sprach man künftig von Naumburg nur noch als Kapp-Stadt.
7. Die Wiedervereinigung zur SPD 1920
1920 spalteten sich in Halle die Kommunisten aus der USPD ab und vereinten sich mit der Rest-KPD (aus der Spaltung 1919) zur Kommunistischen Partei Deutschlands, die bald Massenpartei werden sollte.
Diese Abspaltung schwächte die Sozialdemokratie stark. Im Zeitzer Volksboten mußten umfangreiche Umbesetzungen vorgenommen werden. Auf Druck der Basis vereinten sich USPD und SPD im Jahre 1922 wieder zur SPD. Die Gegensätze innerhalb der Linken verschärften sich immer mehr, dem aufkommenden Faschismus konnte so nicht entschieden genug begegnet werden.
Bei den Reichstagswahlen im Mai 1924 erreichte die SPD 20,5 %, im Dezember des selben Jahres 26,0 %. Das beste Ergebnis brachten die Reichstagswahlen 1928 mit 29,8 % .1930 erreichte die SPD nur noch 24,5 %, im Juli 1932 21,6 % und im November 1932 20,4 %. Die NSDAP dagegen wuchs von einer Splitterpartei 1928 mit 2,6 % zu einer Massenpartei 1932 mit 37,4 bzw. 33,1 % an.
8. Die Illegalität im Faschismus
Der Reichstagsbrand diente den Nazis als Vorwand für das Verbot der SPD am 22. Juni 1933 und aller ihrer Presseorgane. Parteiarbeit war wieder nur in der Illegalität möglich. Zahlreiche Genossen wurden verhaftet und ins KZ gesperrt.
Bekanntestes sozialdemokratisches Opfer in Naumburg war Ernst Heinrich Bethge, geb. am 12.10.1978 in Magdeburg. 1912 kam er als junger Lehrer nach Naumburg und lernte hier den 1874 geborenen Lehrer Friedrich Blüthgen kennen. Beide wurden übereinstimmend Gegner des ersten Weltkrieges, dessen Ursache sie als imperialistisch erkannten. Nach dem 1. Weltkrieg wurden Bethge und Blüthgen Mitglieder der SPD in Naumburg, Bethge wurde Stadtverordneter in Naumburg, später auch Landtagsabgeordneter.
1925 ging Bethge nach Frankfurt am Main und später als Rektor einer weltlichen Schule nach Berlin-Rixdorf. 1933 wurde er verhaftet, da er „dem 3. Reiche ablehnend gegenüber stand“. Er wirkte nun freischaffend als Schriftsteller und Komponist in Berlin-Neukölln. Dort galt er als anerkannter Genosse und hatte illegale Verbindungen, auch nach Naumburg. Seit dem 23. September 1942 wohnte Bethge wieder in Naumburg, organisierte hier illegale Treffen.
Nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurde auch er im Rahmen der Terroraktion „Gitter“ von der Gestapo verhaftet, weil er als gefährlich galt. Bei Verhören unter schwerer Folter verriet er seine Genossen nicht und wurde anschließend ins KZ Sachsenhausen verschleppt, wo er am 10.11.44 im Alter von nur 66 Jahren an den Folgen der Mißhandlungen verstarb.Im November 1945 fand in Naumburg eine Gedächtnisfeier für den aufrechten sozialdemokratischen Antifaschisten Ernst Heinrich Bethge statt. Sein Name wurde auf den Gedächtnistafeln am Goldenen Hahn und an der Mauer des Parks der Opfer des Faschismus verewigt.
9. Der Neuanfang nach dem II. Weltkrieg
Bereits im Oktober 1945 war die Parteiorganisation in großen Teilen Deutschlands wieder hergestellt. Wie der Neuanfang in Naumburg und verlief und wie letztlich die Vereinigung mit der KPD zur SED im April 1946 zustande kam, bedarf noch eingehender Untersuchungen und kann deshalb hier nicht beschrieben werden. Wir wissen aber, daß 1946 Carl Marien Vorsitzender der SPD Ortsgruppe Naumburg war. Die Geschäftsstelle befand sich in der Großen Marienstraße 20.
10. Die Zeit von 1989-1999
(Auszug aus der Festrede zum Festakt „135 Jahre Sozialdemokratie-10 Jahre Neugründung des Ortsvereins in Naumburg“ am 11.12.1999- Redner Thomas Postleb)
Im Herbst 1989 ist im Osten Deutschlands eine Bewegung in Gang gekommen, die unaufhaltsam in einer radikalen Veränderung des gesellschaftlichen Systems endete. Damals haben viele Menschen in der damaligen DDR allen Mut zusammengenommen, um ihren Unmut mit der Politik der DDR-Führung zu artikulieren. Für viele war klar, notwendige Veränderungen können nur mit neuen Kräften erreicht werden. Die erste neue politische Kraft war die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP). Am 07.10.1989 in Schwante gegründet, zeigte sie als Vorreiterin politische Alternativen auf, mit denen Reformen verwirklicht werden sollten.
Die großen Demonstrationen im Oktober und November 1989 waren der Beweis, dass sich die Bevölkerung nach Reformen sehnte. Viele sozialdemokratisch orientierte Menschen reihten sich in die Demonstrationszüge ein. So wie in vielen Orten, wurde auch in Naumburg demonstriert.
Im November 1989 fand in der Wenzelskirche ein Fürbittgottesdienst statt. Im Verlaufe des Gottesdienstes wurden die Anwesenden ermuntert, sich dem beginnenden Reformprozess anzuschließen. Gleichzeitig wurde appelliert, dem Ganzen einen friedlichen Verlauf zu geben. So stellten sich in der Folge Vertreter aus allen Reformbewegungen vor. Herr Hoeck versuchte ein Bild einer sozialdemokratischen Partei zu zeichnen. Es erfolgte der Aufruf, sich diesen Bewegungen anzuschließen. Viele Menschen fanden am Ende des Gottesdienstes den Weg zu Herrn Hoeck, um sich in Listen einzutragen, die als Grundlage für weitere Kontaktanbahnungen dienen sollten. Damit war der Versuch gelungen, sozialdemokratisch Denkende in Naumburg zu sammeln und als vereinte Kraft agieren zu lassen. Tage später fand eine Versammlung in der Wenzelskirche mit dem Ziel statt, sehr schnell die Voraussetzungen für die Gründung einer SDP in Naumburg zu schaffen. Ab diesem Zeitpunkt war der ins Rollen gekommene Zug nicht mehr aufzuhalten. Die erste Zusammenkunft in der Sakristei der Wenzelskirche fand inmitten der Baumaßnahmen statt. Provisorisch wurde ein Versammlungsraum errichtet. Ohne Probleme fanden sich für jeden Anwesenden Aufgaben, die in den darauf folgenden Tagen zu erledigen waren. Nach einer weiteren Zusammenkunft wurde am 13.12.89 die SDP in Naumburg gegründet. Zum ersten Sprecher wurde Ulrich Stockmann gewählt. Alle Anwesenden erhielten das Vertrauen für die jeweiligen Funktionen.
Damit war die organisatorische Grundlage geschaffen, um aktiv im Veränderungsprozess eingreifen zu können. Was uns wirklich erwartete, haben wir kaum abschätzen können. Vielmehr haben wir uns mit ganzer Kraft und Euphorie in die anstehenden Aufgaben gestürzt und die SPD in Naumburg zu einer gestaltenden Kraft gemacht. Unsere Mitglieder haben sich intensiv in den verschiedensten Gremien engagiert und die Ideen und Gedanken der Sozialdemokratie, derer wir uns zunehmend bewußter wurden, eingebracht. In der Folge wurde der Parteiaufbau betrieben. Gleichzeitig waren aber die verschiedensten Reformaktivitäten durch uns zu begleiten. Täglich gab es neue Termine, Gesichtspunkte und Enthüllungen. Im rasenden Tempo verliefen die Ereignisse.
Im Januar 1990 begann der Ortsverein mit regelmäßigen Versammlungen. Thematische Abende dienten der politischen Schulung auch unter Einbeziehung der Öffentlichkeit.
Meilensteine der damaligen Zeit waren die „Eroberung der Reichskrone“ und die Gründung des Kreisverbandes. Die notwendigen Räumlichkeiten für unsere Parteiarbeit fanden wir in der Reichskrone. Die Gründung des Kreisverbandes war notwendig, um im damaligen Landkreis alle Sozialdemokraten unter einem organisatorischen Dach zu vereinen.
Gleichzeitig mit allen anderen Aktivitäten begann der Wahlkampf für die Wahlen zur Volkskammer im März 1990. Parallel dazu wurden die im weiteren Verlaufe des Jahres anstehenden Wahlkämpfe vorbereitet. Mit den Ergebnissen der Wahlen des Jahres 1990 wurde uns deutlich, wie hart der politische Alltag sein kann. Unsere Erwartungen und unser Engament wurden durch den Wählerwillen nicht honoriert. Wir mussten zeitig erkennen, wie steinig der Weg zur Macht und damit zur umfassenden Gestaltungsmöglichkeit für uns ist. Doch wir haben uns nicht vergraben, sondern in den letzten Jahren an uns und vor allem für die Durchsetzung sozialdemokratischer Politik gearbeitet. So sind Mitglieder unseres Ortsvereines als Mandatsträger in Parlamenten und Vertretungskörperschaften, sowie als Funktionäre unserer Partei tätig. Unser Verein ist politische Heimat des Europaabgeordneten Ulrich Stockmann. Seit mehreren Jahren sitzt Lutz Kühn für den Wahlkreis Nebra als Abgeordneter im Landtag. Christiane Doll hat in der Zeit von 1994-1998 ein Mandat für den Wahlkreis Naumburg wahrgenommen. Krimhild Fischer ist seit 1999 im Landtag mit Sitz und Stimme vertreten. Aus unserem Ortsverein kommt der Landrat des Burgenlandkreises Martin Groß. Aus den Reihen unseres Vereins kommen seit 1990 Mandatsträger im Kreistag und im Gemeinderat. Im Gemeinderat haben für uns auch parteilose Damen und Herren Sitz und Stimme. Dabei hat sich ein Stamm herausgebildet, der bereits mehrere Wahlperioden aktiv ist. Alle Mandatsträger leisten hervorragende Arbeit, die auch bei Wahlen zunehmend stärker honoriert wird. Aus dieser Sicht heraus, können wir mit Stolz auf die letzten zehn Jahre zurück schauen. Damit setzen wir die Tradition, die vor 135 Jahren gegründet wurde, weiter fort.
Mitglieder unseres Vereins sind Funktionsträger in übergeordneten Parteigremien. Wir stellen mit Ulrich Stockmann, den Kreisvorsitzenden. Er ist auch Mitglied des Landesvorstandes. Darüber hinaus sitzen aus unserem Ortsverein mehrere Mitglieder seit vielen Jahren im Kreisvorstand, im Landesparteirat und vertreten die Jusos des Burgenlandkreises. Namentlich erwähnen möchte ich Gabriele Neidel. Sie ist engagierte Organisatorin der AG-60plus in der Burgenlandkreis-SPD. Mit ihrer Tätigkeit leistet sie einen hervorragenden Beitrag in der politischen Arbeit.
Mit Stolz können wir auf das Erreichte zurückschauen. Wir sind eine feste Größe im politischen Alltag geworden. Und doch werden wir auch in den nächsten Jahren viel Kraft und Zeit investieren müssen, wenn wir weiter vorankommen wollen. Wir wissen alle, dass dies ein schwerer Weg sein wird.In Naumburg fanden Sozialdemokraten zu keiner Zeit einen Nährboden vor, der eine reiche Ernte ohne viel Mühe bescherte. Wie wir zu Erfolgen kommen können, hat das letzte Jahr gezeigt. Das Ergebnis im Kommunalwahlkampf im Frühjahr 1999 hat bewiesen, dass wir zu Steigerungen fähig sind. Wenn auch noch nicht alles rund lief, konnten wir mit unseren gemeinsamen Aktionen Stimmenzuwächse erreichen. Gerade in einer Zeit in der eine schlechte Stimmungslage gegenüber unserer Partei herrschte, haben wir einigen Boden gutmachen können. Auch innerparteilich konnten wir unseren Einfluss, insbesondere im Kreisverband stärker geltend machen.“
Geschrieben von Wolfgang Kipper